„Otto Haesler – Neues Bauen für alle!“
„Otto Haesler – Neues Bauen für alle!“
Direktorenwohnhaus
Magnusstraße 5, Celle
Seit heute ist die Ausstellung „Otto Haesler - Neues Bauen für alle!“ im renovierten, von Haesler selbst gebauten Direktorenwohnhaus, Magnusstraße 5 in Celle, zu sehen - geöffnet täglich außer montags von 10 bis 17 Uhr. Dr. Simone Oelker hat dazu ihre schon in den Dessauer Meisterhäusern gezeigte Ausstellung noch bedeutend erweitern können - vor allem um Objekte aus Celle selbst und um einen Blick auf die Zeit nach 1933, nachdem Haesler Celle verlassen musste. Sie zeigt ihn dabei keineswegs als „Celler Lichtgestalt“, wie er jüngst einmal genannt wurde, sondern als einen Architekten, der mehr an der praktischen Arbeit als an repräsentativen Positionen interessiert war, und der besessen war, so der Ausstellungstitel, von der Idee eines qualitätsvollen neuen Bauens für alle Schichten.
Unterstützt wurde Oelker bei der Vorbereitung der Ausstellung zum 125. Geburtstag Otto Haeslers (1880 bis 1962) durch die Stadt Celle, die zudem auch das Direktorenhaus in der Magnusstraße für diesen Zweck aus seinem Dornröschenschlaf herausholte. Es gehört mit der Siedlung Blumläger Feld zu den letzten Bauten, die Haesler in Celle um 1931 realisieren konnte. Und es liefert mit seiner wiederentdeckten Farbigkeit einen idealen Rahmen für diese Ausstellung. Eine Dokumentation über die Bauarbeiten zeigt das Hochbauamt der Stadt im sogenannten Wirtschaftstrakt des Hauses.
Die Ausstellung beginnt im im ehemaligen Arbeitszimmer, mit den frühen Bauten, die Haesler seit 1906 in Celle und im Umland errichtet hat. Hier steht die Themenvielfalt - vom neoklassizistischen Bürogebäude „Trüllerhaus“ bis zu den vom Landhausstil und „Heimatschutz“-Gedanken beeinflussten Villen an der Berggartenstraße - im Mittelpunkt.
Haeslers „Weg zur Moderne“ von 1918 bis Anfang der 1930er Jahre zeigen die weiteren Räume im Erdgeschoss. Und dies beginnt mit einem kleinen Highlight. Im Bomann-Museum hat sich das Modell eines nicht realisierten „Volkshaus“ in Celle erhalten, das Oelker stilistisch dem Büro Haesler zuordnen konnte. Es ist stark beeinflusst vom Expressionismus, ähnlich wie das 1924 tatsächliche ausgeführte „Trüller- Eck“ an der Ecke Westcellertorstraße/Südwall, dem wohl ersten modernen Bau in Celle.
Der Italienische Garten ist dann die erste farbige Siedlung des Neuen Bauens in Deutschland. In den Architekturmodellen, die die TU Braunschweig für die Ausstellung gebaut hat, fehlt die Farbigkeit, weil wissenschaftliche Farbanalysen noch nicht vorliegen.
Seinen nationalen Durchbruch als Architekt konnte Haesler dann mit dem St. Georgs-Garten 1926 feiern. Und so waren Fotos davon auch 1932 in Hannover, als die Kestner-Gesellschaft ihn in ihrer Reihe über moderne Architekten groß vorstellte. Diese Bilder, die, wie Oelker erläuterte, von dem bekannten Fotografen Arthur Köster stammten und auf Metallplatten aufgezogen waren, sind an mehreren Stellen in der jetzigen Ausstellung zu sehen. Zu sehen ist auch ein kleiner Stummfilm aus dem Jahr 1926 „Wie wohnen wir in der Reihe - Wie wohnen wir gesund und wirtschaftlich“.
Die Altstädter Schule (1928), die zahlreiche Fachbesucher nach Celle zog, und anschließend die Siedlung Blumläger Feld (1930/31) machen in der Ausstellung auch die Beziehung Haeslers zum Bauhaus deutlich. Im Obergeschoss geht es um die Zusammenarbeit mit Kurt Schwitters sowie um das Büro Haesler auf seinem Höhepunkt um 1930 und dann auf der Suche nach Aufträgen in den wirtschaftlich schwierigen Zeiten. Thema ist auch die Zeit nach 1934, wo der von den Nationalsozialisten angefeindete Architekt nur vereinzelt kleinere Aufträge fand. Selbst im Krieg, als der dann 60-Jährige in Osteuropa in den von Deutschen besetzten Gebiet Arbeit fand, musste er in Lodz feststellen, dass ohne Parteimitgliedschaft keine „besseren Posten“ zu bekommen waren - Haesler gehörte eben nie einer Partei an, wie Oelker betont.
Nach dem Krieg bewarb er sich in Kiel, um dort den Wiederaufbau zu leiten. Dort wurde er abgelehnt, dafür rief ihn der Bürgermeister von Rathenow, der ihn von Projekten der 20er Jahre kannte, und so kam er in die spätere DDR. Fehlende staatliche Unterstützung ließ ihn hier in seinen Ideen nicht bremsen: In sein letzten Projekt, dem so nicht mehr realisierten eigenen Wohnhaus in Wilhelmshorst, ging es um die Frage, in welchem Maße sich Investitionen in den Wärmeschutz bei den späteren laufenden Kosten rechnen.