Siedlung Rothenberg

Wohnzeilen (Foto: Jörg Lantelme Foto Kreativ Kassel)
Wohnzeile (Foto: Jörg Lantelme Foto Kreativ Kassel)
Objekt: 
Zeilenbausiedlung mit viergeschossigen Mehrfamilienhäusern und zentralem Heiz- Wasch- und Badehaus
Auftraggeber: 
Städtische Wohnungsfürsorgegesellschaft Kassel (heute: Gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft Kassel (GWG))
Planung: 
Otto Haesler und Karl Völker
Erhaltung/Nutzung: 
1973–1977 Sanierung und Modernisierung der Siedlung. Dabei wurden erhebliche Eingriffe an der Bausubstanz vorgenommen. Am Außenbau wurden alle Wohnungsfenster und die Haustüren erneuert. Im Innern wurden die Grundrisse dahingehend verändert, daß die Loggia mit einem Fenster geschlossen und das Bad umgebaut wurde. Das Wasch- und Heizhaus ist als einziges aller Haesler‘schen Siedlungen noch intakt und als Waschhaus in Benutzung. Seit 2005 Erarbeitung eines erweiterten Nutzungskonzepts, Musterwohnung. Seit 2007 werden leer stehende Wohnungen nach denkmalpflegerischen Gesichtspunkten modernisiert, Loggien wieder geöffnet, Grundrisszuschnitte verändert.
Lage: 
Frankenberger Str. 22-28, Fritzlarer Str. 2-10, Gudensberger Str. 2-8, Hersfelder Str. 35, Malsfelder Str. 2-6, Rotenburger Str. 22-30, Trysaer Str. 2-12 (1. BA), Hersfelder Str. 1-13 (2. BA), Kassel

Die Siedlung Rothenberg in Kassel liegt nördlich der Stadt Kassel auf einer Anhöhe. Der für 2.500 Wohnungen ausgelegte Lageplan der Siedlung Rothenberg sah ausschließlich nordsüdausgerichtete viergeschossige Zeilen vor, die von ost-westlichen Erschließungsstraßen und nord-südlichen Wohnstraßen durchzogen werden. Haesler fügte auch erstmals innerhalb seines Zeilenschemas zentrale Platzanlagen ein, für Kindergartenbauten oder einfach nur als Freiflächen; auch ein Schulbau war vorgesehen. Die geplanten Platzanlagen mit gemeinschaftlichen Bauten kamen allerdings nicht zur Ausführung. Von der geplanten zweigeschossigen Randbebauung an der Hersfelder Straße wurde nur das Wasch- und Heizgebäude gebaut.
Im ersten Bauabschnitt entstanden sechs Wohnzeilen und das zentrale Wach- und Heizhaus. Die Westfassaden, der ostwestbelichteten Wohnungen, werden von den risalitartig vorspringenden Treppenhäusern, den Fensterbändern und der Loggia gegliedert. Die Ostfassaden werden von verschiedenformatigen Fensterreihen durchbrochen. Den Grundriß variierte Haesler nach dem Kabinensystem in 2–6-Bettentypen, das er noch zusätzlich nach der Einkommensgröße der Bewohner staffelte, indem er jeden Bettentyp in drei Quadratmetergrößen anbot. Daraus ergaben sich insgesamt 15 Wohnungstypen. Bei der Ausführung des zweiten Bauabschnitts wurden Kasseler Architekten beteiligt.
Haesler bewertete die Wohnungen, mit denen er erstmals eine Staffelung nach Betten- und Wohntypen vorgenommen hatte, als „eine etappe auf dem wege zu standardtypen“. Der Kasseler Oberbaurat Jobst, der sich für die Umsetzung der Siedlung Rothenberg nach den Plänen Haeslers eingesetzt hatte urteilte nach der Fertigstellung der Siedlung: „So kann zusammenfassend als erwiesen hingestellt werden, daß dem Architekten geglückt ist, die Baukosten zu senken und trotzdem eine verbesserte Wohnform zu schaffen.“

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